LG NAS N2B1 – Licht und Schatten

Kürzlich erhielten wir ein Modell des LG NAS N2B1 zum Testen zur Verfügung gestellt. Gut sechs Wochen lang durfte es zeigen, was in ihm steckt.

Das N2B1 ist ein klassisches NAS-Gerät (Network Attached Storage), wenn auch mehr für den Heimanwender und das kleine Büro konzipiert. Es erreichte uns in einer soliden Verpackung. Das Auspacken brachte erst einmal keine Besonderheiten zutage: Neben dem Gerät Netz- und Netzwerkkabel sowie ein externes Netzteil. Wenngleich letzteres sicher dem Wärmehaushalt und der Kompaktheit des Gerätes zugute kommt, ist es doch wieder ein extra Klotz, der im Raum herumliegt.

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Das Gerät selbst präsentiert sich nahezu in Würfelform mit teils abgerundeten Ecken. Das Gehäuse des Testgerätes selbst ist weiß, die Front hingegen schwarz. Das Kunststoffmaterial wirkt hochwertig und stabil. Hinter der leicht zu öffnenden Klappe befinden sich bis zu zwei Festplatten und ein optisches Laufwerk. Im Testgerät waren zwei 500 Gbyte-Festplatten im 3,5 Zoll-Format verbaut. Diese sind mit einem Schiebeschalter arretiert, der die versehentliche Entnahme im Betrieb verhindern soll. Als optisches Laufwerk fand sich gar ein Blueray-Brenner, der insbesondere dabei helfen sollte, die gewachsene Datenflut zusätzlich auf externe Medien zu sichern, denn auch moderne NAS-Geräte sind vor Totalausfall, Benutzerfehlern oder Diebstahl nicht gefeit.

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Auf der Oberseite befand sich ein Klappmechanismus, der auf sanften Druck hin herausgefahren wurde. Zum Vorschein kamen weitere Anschlüsse: Ein 4 in 1-Kartenleser und ein USB-Port.

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Auf der Rückseite befanden sich neben dem Anschluß für das Netzteil und der Lüfteröffnung zwei weitere USB-Ports und eine eSATA-Schnittstelle. Auf über die genannten Anschlüsse verbundene Laufwerke läßt sich zum einen über eine Freigabe zugreifen, zum anderen ist es möglich, die Inhalte beispielsweise einer Speicherkarte oder eines USB-Sticks direkt auf das NAS zu kopieren. Die Lautstärke war unauffällig, ebenso die im Normalfall blau vor sich hinflackernde LED. Allerdings ist diesbezüglich eine objektive Einschätzung in einem Großraumbüro immer etwas schwer vorzunehmen.

Die Installation ist eigentlich nur mit Unterstützung des Handbuchs, das zum einen in gedruckter Form, zum anderen ausführlicher auf der CD beiliegt, zu bewerkstelligen. Das beiliegende Netzwerkkabel symbolisiert bereits, dass die Ersteinrichtung ausschließlich über das Netzwerk möglich ist. Das setzt voraus, dass ein funktionierender DHCP-Server im selben Netzwerk existiert. Sollte das nicht der Fall sein, was gerade in kleineren Unternehmen möglich ist, kann die IP-Adresse auch manuell eingegeben werden. Falls der PC mit dem NAS direkt verbunden werden soll, gibt es als Workaround die Direktverbindung des konfigurierenden PCs mit dem NAS, nachdem statt der festen IP-Adresse zunächst eine automatische private IP-Adresse über APIPA bezogen wurde.

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Selbst wenn ein DHCP-Server existiert, sollte auch die hausinterne Namensaufösung funktionieren, da anderenfalls das Finden des Gerätes problematisch sein könnte. Je nach Einstellungen der Firewall am Client kann die mitgelieferte Software das NAS erkennen oder eben nicht. Das Testgerät hörte auf den Namen LG-NAS, der im weiteren Verlauf auch nicht geändert wurde.

Das Display ist recht klein gehalten und somit auch schwer zu lesen. Wenn Konfigurationsschritte über das Display und die Tasten vorgenommen werden müssen, wird ein Blick in das Handbuch so manches Mal nicht vermeidbar sein.

Schließlich war das Gerät im Netz präsent und konnte problemlos über die Weboberfläche angesprochen werden. Das Login erfolgt standardmäßig mit dem Benutzernamen admin und dem Kennwort admin.

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Einfach zu merken, aber auch einfach herauszufinden, um unerlaubten Zugriff auf gespeicherte Daten zu erlangen. Somit sollte die Änderung des Kennworts einer der ersten Konfigurationsschritte sein, der leider nicht nachdrücklich eingefordert wird. Die Konfigurationswebsite begrüßte mich in englischer Sprache, was wohl mit dem englischsprachigen Betriebssystem meines Clientrechners zusammenhing. Somit war einer der ersten Klicks auf den Menüpunkt „Language“ gerichtet, wo ich deutsch auch auswählen konnte. Nur – selbst nach erneuter Anmeldung tat sich noch nichts. Erst später stellte ich fest, dass in einer Ecke des Anmeldebildschirms ebenfalls ein Auswahlfeld für die Sprachwahl existierte.

Als nächstes sprang mir die Möglichkeit ins Auge, mit dem Gerät dem Active Directory beizutreten und so dessen Möglichkeiten zur Benutzerverwaltung zu nutzen. Leider verweigerte es den Beitritt mit dem Kommentar „Cannot connect to domain name server“, wenn man mit dem NetBIOS-Namen arbeitete, auch bei Verwendung des vollständigen Domänennamens blieb der Beitritt verwehrt. Die Zeitzone hatte ich vor diesem Test bereits korrigiert.

Nach dem fehlgeschlagenen Beitritt schlug auch eine Anmeldung mit einem lokal auf dem Gerät angelegten Benutzerkonto fehl, da es immer noch der Meinung war, mit dem AD über dieses reden zu müssen. Es musste auf der Konfigurationsseite erst explizit wieder der Arbeitsgruppenmodus eingestellt werden.

Die Festplatten ließen sich in dreierlei Form konfigurieren: als RAID 0 (beide Platten bilden einen Datenträger, der bei Ausfall einer Platte Geschichte ist); als RAID 1 (der Inhalt der ersten wird auf die zweite Festplatte gespiegelt) und als separate Platten (in diesem Fall tauchte jedes der Laufwerke als separate Freigabe im Netzwerk auf). Zum Testen beließ ich es bei letzerer Konfiguration.

Sowohl der Clientrechner mit Windows 7 x64 als auch das Testgerät waren über einen NetGEAR-Gigabit-Switch miteinander direkt verbunden, am selben Switch war auch ein HP ex470-Homeserver angeschlossen. Die interessantesten Praxistests sind ja oftmals performanceorientiert – bei mir war es nicht anders. Ich nahm also meinen Download-Ordner, der auch zahlreiche ISO-Dateien beinhaltete (insgesamt eine Datenmenge über 200 Gbyte) und begann damit, diesen auf die SMB-Freigabe zu kopieren. Schnell pegelte sich die Datentransferrate auf einen Wert zwischen 17 und 18 MB/Sekunde ein, der weitgehend stabil blieb, sich aber angesichts der Datenmenge sehr langsam anfühlte. Der entgegengesetzte Weg, also das Lesen vom NAS, war hingegen mit ca. 45 MB/Sekunde angenehm flott. Der Windows Home Server mit der Standardausstattung von 512 MB RAM pegelte sich nach längerer Zeit um die 40 Mbit mit 25 MB/Sekunde ein (was möglicherweise der nahezu gefüllten Platte bei aktivierter Duplizierung geschuldet war), ein ebenfalls getesteter Server 2008 R2 auf einem PC mit Intel-Desktopboard nahm die Daten auch mit knapp 50 MB/Sekunde entgegen. Damit bestätigte sich das Gefühl, dass die Schreibperformance doch besser sein könnte.

Der Datenzugriff ist über verschiedene Methoden möglich, darunter die normale Dateifreigabe, HTTP oder FTP.

Eine Duplizierung ausgewählter Ordner, ähnlich wie beim Windows Home Server, nur nicht ganz so transparent, unterstützt das LG-NAS übrigens auch, sofern die Festplatten als separate Laufwerke eingerichtet wurden.

Nun hat das Gerät ja auch ein Blueray-Laufwerk eingebaut, welches man angesichts des Preises solcher Laufwerke ungern nur für die Sicherung der Daten auf der Festplatte verwenden möchte. Multimedia kommt in den Sinn, zumal auf der Installations-DVD auch eine Version des Cyberlink-Players vorhanden war.

Diese liess sich erst mal nicht installieren, da sie der Meinung war, ein LG(HLDS)-Gerät zu benötigen. Eine Suche im Handbuch danach – Fehleranzeige.

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Die Videodateien auf einer nicht kopiergeschützten DVD liessen sich über die Freigabe im Windows-Explorer anklicken und abspielen. Als dann aber eine echte Film-DVD aus meinem Bestand wiedergegeben werden sollte: Fehlanzeige.

Auch das Durchsuchen des Handbuchs bestätigte lediglich, dass der integrierte DLNA-Server die Wiedergabe kopiergeschützter Inhalte nicht unterstützt.

Es soll, wie andere Tester berichtet haben, allerdings möglich sein, das Gerät per iSCSI am Client einzubinden, womit dann die diesbezüglichen Probleme behoben werden – mangels ausreichender Freizeit habe ich diesen Test nicht mehr durchführen können.

Bevor der Test endete, mußten die Daten wieder entfernt werden. Das Löschen dauerte länger, brachte aber einen positiven Aspekt zum Vorschein: Dateien werden nicht unmittelbar gelöscht, sondern zunächst einmal in einen Papierkorb verschoben. Wer schon einmal versehentlich Dateien in einer Windows-Freigabe gelöscht hat, wird diese Möglichkeit sicher schon manchmal vermißt haben.

Doch nun sollte das Löschen des Papierkorbs ebenfalls Stunden dauern? Da ich nicht abwarten wollte, ob sich die Windows-Zeitangabe vielleicht noch normalisiert oder ob das Löschen wirklich so lange wie das Kopieren dauern würde, beschloss ich, den Vorgang abzubrechen und eine Neukonfiguration der Festplatten als RAID 0-Laufwerk vorzunehmen. Das ging erheblich schneller und entfernte die Daten ebenfalls.

Ein kurzes Fazit des Tests:

Die Hardware ist von gefälligem Design und dürfte sich recht unauffällig in irgendeiner Schrankecke oder auf dem Schreibtisch integrieren. Durch die mitgelieferte Software werden noch weitaus mehr Funktionen geboten, als an dieser Stelle getestet, manche davon überraschen positiv. Das Webinterface war weitgehend intuitiv und bot die für das Verständnis der Menüpunkte erforderlichen Informationen in der Regel an.

Dennoch fanden sich auch Ecken und Kanten, an denen man sich ein Design wünscht, an denen die Sache intuitiver läuft (wer mag heute noch technische Handbücher studieren) und bestimmte Einschränkungen, die aus Verbrauchersicht unverständlich sind (Wiedergabe kopiergeschützter Inhalte). An einigen Stellen ist zu viel technisches Wissen gefordert, um das Optimum aus dem NAS herauszuholen. Auch die Schreibgeschwindigkeit über das Netz wünscht man sich nicht durch das Gerät, dessen Hauptaufgabe die Speicherung von großen Datenmengen ist, unnötig heruntergezogen. Die Beendigung der Softwareinstallation mit wenig schlüssigen Fehlermeldungen ist ebenfalls nicht hilfreich. Wie also die Überschrift in Anlehnung an die Farben des Gehäuses schon sagte: Licht und Schatten sind eng beieinander.

Würde ich meinen langsamsten Homeserver (abgesehen von den zusätzlichen Festplattenslots, die er bietet) gegen das Testgerät eintauschen? Die Antwort dürfte klar auf der Hand liegen – nein.

Neben der Erweiterbarkeit sind es die Flexibilität der Plattform und die aus meiner Sicht einfachere Rettung der Daten im Katastrophenfall, die den Windows Home Server die Nase nach wie vor vorn haben lassen. Sollte der Preis noch etwas sinken, kann das N2B1 schon eine Versuchung darstellen und sich für Datensicherungs- und bereitstellungsszenarien im Heim und im kleinen Büro anbieten.

Wir danken der VICO Research & Consulting GmbH für die Bereitstellung des Testgerätes.

Olaf Engelke